Noch im Mai diesen Jahres hatte Christine Lagarde, die EZB-Chefin, in einem Interview geäußert: Bitcoin & Co. „is worth nothing.“ Nun haben BlackRock (BLK), der von Larry Fink geführte größte Vermögensverwalter der Welt, und Coinbase Global (COIN), die größte Krypto-Börse der USA, am Donnerstag eine Partnerschaft bekannt gegeben. BlackRock-Kunden können nun mit der Handelsplattform Aladdin direkt via Coinbase Prime, der Krypto-Handelsplattform für institutionelle Anleger, in den Bitcoin-Markt investieren. Der Bitcoin soll erst der Beginn der Zusammenarbeit sein, bis weitere Kryptowährungen folgen. Die Aussage von Christine Lagarde, Bitcoin sei nichts wert, wird eindrucksvoll widerlegt.
Schwieriges Jahr für Bitcoin und Coinbase Aktionäre
Die Website 99bitcoins.com stellt zusammen, wie oft in einem Jahr der Bitcoin für tot erklärt wurde. Die Aussage der EZB-Chefin war somit die 18. dieser Art in 2022. Aber der Bitcoin wurde oft für tot erklärt, wie man in der Historie nachschauen kann, und doch erlebt er gerade ein neues Revival. Die angekündigte Zusammenarbeit von BlackRock und Coinbase bringt verloren gegangenes Vertrauen in den Bitcoin-Markt zurück. Bitcoin hat alleine dieses Jahr über die Hälfte an Wert verloren, und der Zusammenbruch des Terracoins und des Three Arrows Capital Krypto-Hedgefonds hat viele Investoren abgeschreckt, in Bitcoins zu investieren. Auch solche Aussagen wie die der EZB-Chefin Lagarde waren keine Werbung für Kryptowährungen. Dass nun institutionelle BlackRock-Kunden über die eigene Handelsplattform Aladdin in Bitcoin investieren können, könnte dem gesamten Krypto-Markt neue Stabilität verleihen.
Die Aktie von Coinbase Global war in den letzten Wochen immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil die Securities Exchange Commission (SEC, amerikanische Börsenaufsicht) eine Untersuchung eingeleitet hatte und Cathie Wood, CEO von Ark Investment Management, ein Anker-Investor von Coinbase, über 1,4 Millionen Coinbase-Aktien über Bord geworfen hatte. Der Kursverlauf von Coinbase war 2022 das reinste Desaster, in der Spitze verloren die Anteilsscheine fast 80 Prozent. Rückblickend betrachtet aber war der Ausstieg von Ark Investment Fonds das Signal zum Einstieg, denn das Timing für den Verkauf war äußerst ungünstig. Hier ein Chart von Coinbase Global im Vergleich zum Bitcoin, da beide Kursverläufe eine gewisse Korrelation aufzeigen:
Seit der Meldung, dass Cathie Wood über eine Millionen Anteilsscheine verkauft hat, steigt die Aktie von Coinbase kontinuierlich an. Lag der Kurs am 27. Juli noch zur Eröffnung bei 54,87 US-Dollar, war der Höchstkurs gestern nach Veröffentlichung der Zusammenarbeit mit BlackRock bei 116,30 US-Dollar. Das sind über 100 Prozent Kursgewinn. Der Schlusskurs von Coinbase Global lag bei 88,90 US-Dollar und somit deutlich unter dem gestrigen Tageshöchstkurs. Aber die Zusammenarbeit mit BlackRock eröffnet für den Bitcoin und Coinbase Global ganz neue Perspektiven, so dass die Rallye nach ein paar Tagen Verschnaufpause durchaus weiter gehen könnte.
Kurssprung von Coinbase hebt Marktkapitalisierung wieder über 20 Milliarden US-Dollar
Zum ersten Mal seit Mitte Mai ist Coinbase wieder über 20 Milliarden US-Dollar wert. Das ist zwar immer noch doppelt so viel wie beim Broker Robinhood Markets Inc., aber die Krypto-Börse war im November letzten Jahres bereits rund 75 Milliarden US-Dollar wert. Coinbase war in der Vergangenheit oft unter den „most shorted stocks“. Der Kurssprung dürfte Druck auf die noch offenen Short-Positionen ausüben und könnte zu weiteren Eindeckungen führen, die den Kurs wieder nach oben treiben. Die angekündigte Partnerschaft mit BlackRock ist ein Meilenstein für Coinbase und den Bitcoin-Markt, der viel an Vertrauen dadurch zurückgewinnen könnte. Die Aktie liegt heute wieder 4,6 Prozent im Plus, Bitcoin verteuert sich um 3,5 Prozent.
Wie reagiert die BlackRock-Aktie auf die Partnerschaft?
BlackRock-Aktionäre hatten dieses Jahr bisher nicht viel Freude mit ihren Anteilsscheinen. Allerdings steigt der Aktienkurs seit Mitte Juli wieder und konnte auch in den letzten Tagen seit Bekanntgabe der Zusammenarbeit mit Coinbase profitieren.
Partnerschaft mit BlackRock wichtiger Vertrauensbeweis für Coinbase als größte Krypto-Börse – Aussage der EZB-Chefin Lagarde überholt
Die Zusammenarbeit mit BlackRock kommt für Coinbase wie ein Adelsschlag zur rechten Zeit. Schließlich ist die Hauptaussage hinter der Partnerschaft, dass selbst so ein gigantischer Investor wie BlackRock es vorzieht, mit einer Firma, die aus der Krypto-Szene hervorgegangen ist, zusammen zu arbeiten, als ein eigenes System aufzubauen. Damit untermauert Coinbase seinen Status als größte US-Krypto-Börse. Das könnte den Bitcoin und andere Coins für ganz neue Investoren zugänglich machen und das Geschäft für Coinbase deutlich beleben. Die Aussage von Frau Lagarde, Bitcoin & Co. „is worth nothing“, wird durch die Partnerschaft zwischen BlackRock und Coinbase eindrucksvoll widerlegt. BlackRocks Niederlassung in Deutschland ist nur einen Steinwurf von der EZB entfernt. Vielleicht sollte sich Frau Lagarde von Larry Fink bei einem Mittagessen erklären lassen, wie er das mit dem Bitcoin sieht und warum seine Firma in den Krypto-Markt einsteigt. Vielleicht ändert sie ja nochmal ihre Meinung.
Hintergrundwissen: Was ist BlackRocks Aladdin Handelsplattform?
Aladdin ist ein Akronym und steht für Asset, Liability and Debt and Derivative Investment Network. Der Name steht für eine Art KI-Investoren-Datenbank, die am besten wie eine Risikomanagement-Plattform für Großinvestoren beschrieben werden kann. Oder wie es andere Autoren ausgedrückt haben, „eine Art SAP für Investoren und die Grundlage des gesamten BlackRock-Geschäfts.“ Mit Aladdin kann man Geldanlagen und Investmentportfolios überwachen und auch Stresstests aussetzen. Es gibt vier verschiedene Rechenzentren, über die Aladdin betrieben wird. Ein einzelnes Rechenzentrum besteht aus einem Netzwerk von ca. 6000 Computern. Wer sich noch intensiver über BlackRock informieren möchte, dem sei eine Arte-Doku empfohlen, die auf YouTube noch verfügbar ist:
Kursdaten aus https://de.tradingview.com
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Author: Michael Arnold
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