„Wir sind dabei, mit der Migration der Daten von Nutzerinnen und Nutzern in Europa von Servern in den USA, Singapur und Malaysia auf die drei Datencenter in Europa - zwei in Irland, eines in Norwegen - zu beginnen“, so Klaws. „Da wollen wir im Laufe des Jahres starten.“
Bei über 150 Millionen Nutzerdaten in Europa - explizite Zahlen für Österreich liegen nicht vor - werde der Prozess „jedoch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen“, hieß es. „Neue Nutzerdaten sollen natürlich schon früher auf den Servern liegen.“ TikTok sprach in diesem Zusammenhang von Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro jährlich.
Für das unternehmensintern als „Project Clover“ bekannte Projekt will TikTok auch einen europäischen Drittpartner mit ins Boot holen. „Die Überprüfung der Datenzugriffe und die Firewall sozusagen, die erfolgt durch den Drittpartner“, betonte Klaws. Mit konkreten Details hält sich das Unternehmen jedoch noch zurück. Man befinde sich aktuell dazu in den „finalen Verhandlungen“.
„Wir sind nicht perfekt“
Zuletzt geriet das Unternehmen nach dem vereitelten Anschlag auf die Regenbogen-Parade in Wien in die Schlagzeilen. Die drei Beschuldigten im Alter von 14, 17 und 20 Jahren sollen sich unter anderem über Prediger auf der Kurzvideo-Plattform radikalisiert haben.
Der deutsche Terrorismusforscher Peter R. Neumann vom Londoner Kings College übte daraufhin Kritik an der App. So habe TikTok noch nicht ausreichend gegen solche Tendenzen getan. „Solche Plattformen wachsen relativ schnell und bauen erst unter politischem Druck entsprechende Kapazitäten auf“, sagte Neumann im Juni.
„Wir sind nicht perfekt, aber wir arbeiten täglich daran besser zu werden“, entgegnete Klaws auf diese Kritik. TikTok „toleriere keine schädlichen Inhalte“, hieß es von ihm dazu. Dort arbeiten rund 40.000 Personen im Bereich „Vertrauen und Sicherheit“. Er verwies zudem auf die Moderationspraxis bei TikTok.
(Bild: stock.adobe, Krone KREATIV)
Dies sei ein mehrstufiger Prozess, bei der zuerst eine KI die Überprüfung des Contents vornehme. Im zweiten Schritt würden sich dann menschliche Moderatoren um die weitere Moderation kümmern. Es bestehe zudem enge Zusammenarbeit mit Experten aus dem Bereich Kinder- und Jugendschutz, auch gebe es für Strafverfolgungsbehörden die Möglichkeit, mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten.
Der umstrittenen Kurzvideo-App wird unter anderem immer wieder vorgeworfen, dass Jugendliche dort nicht angemessen vor gefährlichen und schädlichen Inhalten geschützt werden. Ein Grund dafür sind neben Fällen wie jenem rund um den vereitelten Anschlag in Wien auch die vielfach diskutierten und oft halsbrecherischen TikTok-Challenges.
„Bestimmte gefährliche Inhalte können beispielsweise nicht auf der Plattform gesucht werden, die Nutzerinnen und Nutzer erhalten dafür weiterführende Sicherheitsinformationen“, erläuterte Klaws. Er verwies ebenfalls auf den begleitenden Modus „durch den Eltern den eigenen Account mit dem Account des jeweiligen Jugendlichen verbinden können“.
Unverständnis für TikTok-Verbote
Im Februar verbannte die EU-Kommission aufgrund von Sicherheitsbedenken die App von den Diensthandys von Mitarbeitenden. Das Innenministerium zog im Mai nach und verbot die App ebenfalls auf dienstlichen Telefonen. „Das hat uns komplett aus heiterem Himmel getroffen“, sagte Klaws dazu. Man sei stets in guten Einvernehmen mit der Kommission gewesen. Dass auf Basis dieser Vorwürfe nun das Verbot erfolgt sei, sei unverständlich, kritisierte Klaws mit Verweis auf die Firmenstruktur.
Das von zwei Chinesen gegründete Unternehmen wird häufig bezichtigt, Datenspionage im Sinne des chinesischen Regimes zu betreiben. „TikTok ist ein privat geführtes globales Unternehmen mit der Registrierung auf den Cayman Islands. Anders als behauptet, hält der chinesische Staat keine Beteiligung an TikTok und der Muttergesellschaft ByteDance Ltd. Unsere beiden Gründer sind Chinesen, aber nicht Mitglieder der chinesischen kommunistischen Partei.“
Die Entscheidung der Kommission beruhe auf „grundlegend falschen Annahmen über das Unternehmen“. „Die Muttergesellschaft ByteDance hat weltweit Büros, so auch in Peking“, sagte Klaws. „Die Headquarters von TikTok sind jedoch in Singapur und Los Angeles.“
Falsche Behauptungen
Vor diesem Hintergrund warfen Kritiker TikTok auch Zensur und Einschränkung der Meinungsfreiheit ganz nach dem Geschmack Pekings vor. Doch Klaws versucht zu beschwichtigen. Die „falschen Behauptungen“ fußten auf den „besonders strengen“ Vorschriften zur Filterung und Überprüfung von Inhalten. „Wir sind oft sogar strikter bei der Moderation als unsere Mitbewerber. Da kann es auch zu einer Übermoderation kommen, sodass Inhalte runtergenommen werden, die vielleicht gar nicht gelöscht werden sollten“, so Klaws.
„Oft ist es das Thema Gegenrede. Wenn wir ein Video haben, wo es vielleicht um diffamierende Aussagen oder Bullying geht, das ist aber eine Gegenrede.“ Nachsatz: „Leider wird das dann manchmal gelöscht und das Original bleibt stehen“, räumt der TikTok-Vertreter ein. „Das sind Fehler, aber die versuchen wir zu fixen und daraus dann zu lernen.“
Author: Kimberly Williams
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